- Girard
- Girard[ʒi'raːr],1) Albert, französischer Mathematiker, * Saint-Mihiel (bei Commercy) 1595, ✝ Leiden 8. 12. 1632. In seinem Hauptwerk »Invention nouvelle en l'algèbre« (1629) zeigt sich Girard als Schüler von F. Viète. Neben zahlentheoretischen und algebraischen Sätzen formulierte Girard in dieser Schrift erstmals den Fundamentalsatz der Algebra (algebraische Gleichung). Außerdem veröffentlichte er als Erster die Flächeninhaltsformel für das sphärische Dreieck.2) Jean-Baptiste, genannt Père Grégoire [pɛːr gre'gwaːr], schweizerischer Pädagoge, * Freiburg 17. 12. 1765, ✝ ebenda 6. 3. 1850; Franziskaner, leitete 1804-23 die von ihm nach H. Pestalozzis Grundsätzen eingerichtete Volksschule in Freiburg im Üechtland. Als ihm die gegenseitige Unterrichtung der Schüler nach A. Bell und J. Lancaster (Monitorsystem) 1823 als »unmoralisch und irreligiös« untersagt wurde, ging er als Gymnasialprofessor nach Luzern. Girard war ein Förderer des muttersprachlichen Unterrichts.Werk: De l'enseignement régulier de la langue maternelle dans les écoles et la famille, 6 Bände (1844; deutsch Über den regelmäßigen Unterricht in der Muttersprache für Schule und Haus).E. Egger: Pater Gregor G. Ein schweizer. Volksschulpädagoge (Luzern 1948).3) Philippe-Henri de, französischer Ingenieur und Industrieller, * Lourmarin (Département Vaucluse) 1. 2. 1775, ✝ Paris 26. 8. 1845; machte viele Erfindungen, darunter die erste brauchbare Flachsspinnmaschine (1810).4) René, französischer Schriftsteller und Anthropologe, * Avignon 1923; entwickelte, beeinflusst von S. Freud und C.-L. Strauss, eine kulturelle Anthropologie, in der er anhand mythologischer, literarischer und kulturhistorischer Analyse die Entstehung von Kultur und Gesellschaft aus der Gewalt zu erklären versuchte. Die Ordnung stiftende Funktion des Sakralen in der Gesellschaft gründet nach Girard auf dem Tabu, der vereinigten Ausrichtung einer Gruppe auf einen Sündenbock, das Opfer. Eine besondere Rolle für die Überwindung von Gewalt räumt Girard der jüdisch-christlichen Religion ein.Werke: Mensonge romantique et vérité romanesque (1961); La violence et le sacré (1972; deutsch Das Heilige und die Gewalt); Des choses cachées depuis la fondation du monde (1978; deutsch Das Ende der Gewalt).
Universal-Lexikon. 2012.